Über das Projekt
Im Nachlass von Arthur Schnitzler (1862–1931) in der Cambridge University Library sind unter den Signaturen A 179a und A 179b zwei Mappen überliefert, die Schnitzler selbst mit »Theaterbesuche« beschriftet hat. Sie enthalten auf 200 maschinengeschriebenen Seiten Angaben zu kulturellen Veranstaltungen, die Schnitzler bis 1928 besuchte. Was Schnitzler als »Theaterbesuch« bezeichnete, erweist sich unmittelbar als unpräzise: Konzertbesuche, Hochzeiten, Bälle und Ähnliches hat er ebenfalls berücksichtigt. Die Konsequenz daraus ist, dass in der vorliegenden Auswertung dieser Liste von »Kulturveranstaltungen« gesprochen wird, um den breiter gefächerten Veranstaltungstypen gerecht zu werden.
Bei der Erschließung der Liste erwies sich, dass sie viele Veranstaltungen enthielt, die im Tagebuch keine Erwähnung fanden. Es zeigte sich zudem, dass bei der Zusammenstellung der Liste häufig Fehler passierten und Veranstaltungen einen Tag vor oder nach dem tatsächlichen Ereignis eingetragen sind. In vielen Fällen erlaubte das Tagebuch oder der Blick in die Tageszeitungen vom jeweiligen Tag, eine Korrektur vorzunehmen.
Neben den nicht immer verlässlichen Datierungen stellt die Unvollständigkeit der Daten ein Problem dar, da manchmal Konzertbesuche nur im Tagebuch, nicht aber in der »Theaterliste« zu finden sind. Auch endet der erschlossene Zeitraum drei Jahre vor Schnitzlers Tod. Wir haben uns entschieden, sowohl den Zeitraum auf Schnitzlers ganzes Leben auszudehnen, als auch Fehler stillschweigend zu korrigieren und Fehlendes stillschweigend zu ergänzen. Der Schwerpunkt liegt damit nicht auf der Edition der Liste, sondern einer historisch möglichst vollständigen Rekonstruktion von Schnitzlers kulturellen Aktivitäten.
Zugleich mit der Erschließung wurden auch drei weitere Listen im Nachlass berücksichtigt, die eine große Überschneidung mit der Liste A 179 aufweisen, vom Umfang aber nicht an diese heranreichen:
- Mappe 176,1 und 4: »Aufführungen eigener Stücke in meiner Anwesenheit«
- Mappe 176,2: »Vorlesungen im privaten Kreise«
- Mappe 176,3: »Öffentliche Vorlesungen«
- Mappe 176,5: »Olga singt öffentlich«
Zusätzlich zu dem sich auch hier ergebenden Bedarf nach Vervollständigung der von Schnitzler dokumentierten Veranstaltungen wurden weitere Veranstaltungstypen berücksichtigt, die Schnitzler selbst zwar nicht bedeutend genug eingestuft haben dürfte, die aber für die Forschung relevant geworden sind: seine Kinobesuche, seine Besuche im Kaiserpanorama und in Museeen sowie seine Teilnahme an Theaterproben.
Alle Forschungsdaten sind strukturiert verfügbar und mit offener Lizenz unter https://github.com/arthur-schnitzler/schnitzler-kultur frei zu laden.
Die Theaterliste wurde von uns unter Mitarbeit von Katharina Sophie Kühnel ausgewertet. Die Daten der Kinobesuche wurden uns freundlicherweise von Stephan Kurz und Daniel Schopper zur Verfügung gestellt.
Wir freuen uns über Kontaktaufnahme, die Rückfragen, Kritik und Fehlermeldungen enthält, aber auch über Lob, gute Worte und Vorschläge.
Martin Anton Müller, Laura Untner, Sommer 2025