Häufig gestellte Fragen
Anstelle von Editionsrichtlinien möchten wir im Folgenden Antworten auf mögliche Fragen zum Projekt geben.
Unser Ausgangspunkt waren getippte Listen, die sich in Schnitzlers Nachlass in der University Library in Cambridge befinden (A 176, A 179). Schnitzler hat die umfangreichste dieser Listen mit »Theaterbesuche« überschrieben, darin aber neben Konzerten auch so unterschiedliche Anlässe wie »Hochzeit und Tanz«, »Vereinsabend« und »Bälle« erfasst. Es schien uns sinnvoll, die Vorgabe dessen, was ein ›Ereignis‹ ausmacht, extensiv auszulegen. Beispielsweise werden alle Hochzeiten und Tanzveranstaltungen als Ereignisse aufgenommen. Wie auch bei den anderen Listen wurde das Tagebuch als zusätzliche Quelle herangezogen, um weitere, möglicherweise übersehene Ereignisse zu berücksichtigen.
Wir haben immer dann Ereignisse aus dem Tagebuch ergänzt, wenn die Liste unvollständig war. Das betrifft in besonderem Maße die Vorlesungen von Werken im privaten Kreis, bei denen Schnitzler die Tendenz hatte, Lesungen vor seiner jeweiligen Lebensabschnittspartnerin auf der Liste nicht zu berücksichtigen. Nun sind alle nachgewiesenen verzeichnet.
Eine weitere Uneinheitlichkeit bei Schnitzler bestand darin, ob er den Besuch einer Generalprobe aufnahm. Es schien uns sinnvoll, hier überhaupt alle Besuche bei Proben festzuhalten, da die Probenbesuche (mit wenigen Ausnahmen) seine eigenen Werke betreffen und ihre Dokumentation eine schnelle Auskunft geben kann, wie involviert er an einer Inszenierung war.
Gar nicht. Wir haben uns entschieden, die von Schnitzler gesammelten Informationen zu verwerten, nicht aber zu edieren. Das liegt einerseits an unserem Fokus – unser Interesse galt nicht der Liste als Artefakt, sondern einem vollständigen Verzeichnis jener Art von Information, um die sich die Liste bemühte. Andererseits liegt das daran, dass gerade bei Datierungen sehr häufig Abweichungen um einen oder zwei Tage vorliegen. Das dürfte vor allem dadurch verursacht sein, dass Schnitzlers Handschrift notorisch schwer lesbar ist und entsprechend schnell Abschreibfehler entstanden. Für die Jahre, für die keine Notizkalender überliefert sind und somit die Vorlage für die getippte Abschrift fehlt, können nur Mutmaßungen angestellt werden. Eine denkbare Ursache für häufig um einen Tag verschobene Datierungen wäre, dass die erste Erfassung der Daten in ein Kalendarium erfolgte und Schnitzlers Eintragungen im Nachhinein nicht mit Sicherheit einem Tag oder dem Folgetag zugeordnet werden konnten.
In einem idealen Fall haben wir drei Zeugen zu einer Theatervorstellung: Die Liste der Theaterbesuche, das Tagebuch und die Theaterzettel (oder ihr Abdruck in Tageszeitungen). Im Zweifel, wenn es zu einer Abweichung zwischen Theaterliste und Tagebuch kam, wurde in digitalisierten Zeitungsbeständen nach der Veranstaltung gesucht. Es zeigte sich bald, dass die Tagebuchangaben häufiger richtig waren als jene der Theaterliste. Das hat eine gewisse Logik, da im Tagebuch eine genaue Chronik der Tage vorliegt und eine falsche Zuordnung eines Theaterbesuchs sehr schnell die Chronologie durcheinanderbringen würde. Hingegen besaßen Schnitzler und die Typistin Frieda Pollak bei der Theaterliste keine inhärenten Kontrollmöglichkeiten. Entsprechend sind aber bei jenen Aufführungen, die nicht im Tagebuch erwähnt sind, Zweifel angebracht, ob die Veranstaltungen nicht um einen oder zwei Tage verschoben stattfanden.
Nein, nur jene, bei denen sich im Abgleich mit dem Tagebuch ein Widerspruch ergab oder jene, bei denen die Ortsangabe nicht genau getroffen war. Veranstaltungen, die nicht im Tagebuch erwähnt sind, wurden nicht nachgeschlagen und hier sind sicherlich noch Fehler vorhanden.
Nein. Das Tagebuch wurde in dieser Hinsicht nicht vollständig ausgewertet. Wir haben uns bei jenen Veranstaltungen um Vollständigkeit bemüht, bei denen Schnitzler selbst als Mitwirkender in Erscheinung trat, also etwa festzuhalten, wann er ein Stück vorlas, wer die nachweisbaren Zuhörerinnen und Zuhörer waren.
Daneben waren die Daten der Kinobesuche, die uns von Stephan Kurz und Daniel Schopper freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden, so gut aufbereitet, dass hier alle Teilnahmen von Clara Katharina Pollaczek verzeichnet sind. (Jene Male, bei denen Schnitzler mit ihr gemeinsam im Theater war, sind jedoch nicht durchgängig erfasst.)
Gleichfalls nein. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
In manchen Fällen erwähnt Schnitzler in der Liste der Theaterbesuche auch wichtige Mitwirkende und – besonders bei Auftritten seines Sohnes Heinrich – die jeweilige Rolle. Während alle von Schnitzler genannten Schauspielerinnen und Schauspieler übernommen wurden, ist die Information über die jeweiligen Rollen nicht Teil der Edition.
Diese sind die unschärfste Kategorisierung, die wir in den Daten haben. Entsprechend sind diese Angaben nicht auf Vollständigkeit aus. Aber wenn wir wussten, dass eine Musikgruppe (Wiener Philharmoniker, Quartett Rosé …) an einer Veranstaltung beteiligt war, haben wir das vermerkt. Wenn ein bestimmtes Kartenbüro (hauptsächlich die Concert-Direktion Albert Gutmann und die Buchhandlung Hugo Heller) die Veranstaltung beworben hat, haben wir sie in Bezug zur Veranstaltung gesetzt. Bei Theatern wurde üblicherweise der Spielort als Orientierung für die veranstaltende Organisation benutzt. Die Ausnahmen sind hier von besonderem Interesse. Wer etwa Gastspiele des Deutschen Theaters in Wien sucht, kann über die Organisation und den Ort fündig werden.
Schnitzler berücksichtigte in seiner Aufstellung keine Kinobesuche. Diese wurden von Michael Rohrwasser, Stephan Kurz und Daniel Schopper für ihre Publikation »A. ist manchmal wie ein kleines Kind«. Clara Katharina Pollaczek und Arthur Schnitzler gehen ins Kino (Wien: Böhlau 2012) erfasst und im Zuge der Arbeit an ihrer Edition auch als TEI-XML-Datei strukturiert aufbereitet. Wir bekamen freundlicherweise die Daten zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt. Danke!
Das bedeutet auch, dass die Liste der Kinobesuche (nicht aber Theaterbesuche) von Clara Katharina Pollaczek vollständig ist. In wenigen Fällen, die Kinobesuche Schnitzlers abseits der gemeinsamen mit Clara Pollaczek betreffen, konnten wir Filmtitel und/oder Veranstaltungsort nachtragen.
Eine Karte der von Schnitzler besuchten Kinos kann auf der Website Wiener Schnitzler studiert werden.
Hier nicht. Aber über den Link zu Wiener Schnitzler, der bei jeder Detailansicht eines Ortes zu sehen ist, kann dessen Standort auf einer Karte angeschaut werden. Und über diesen Link zu den Typen können bestimmte Aufenthaltsortstypen angezeigt werden, beispielsweise alle Theater.
Das Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften betreibt einen Webservice namens PMB – Personen der Moderne Basis (siehe auch den Wikipedia-Eintrag). Dabei handelt es sich um eine relationale Datenbank, in der die Personen, Orte, Werke, Organisationen und Ereignisse verzeichnet sind, die in den digitalen Schnitzler-Projekten (Tagebuch, Briefe, Lektüreliste …) referenziert werden. Durch den Anschluss unseres Projekts an diese Datenbank war die schnelle Erfassung der Ereignisse – auch mit Normdaten – möglich.
Nichts! Peter sorgt dafür, dass wir technisch-spirituelles Rückgrat haben. Wir sind uns dieser Stütze nur zu bewusst und zutiefst dankbar.